Kategorie: Frech (Seite 3 von 3)

Polo

Sie war so groß wie sie hässlich war. Diese furchtbare Statue stand seit vielen Jahren in unserem Vorgarten. Welcher normale Mensch stellt sich schon die lebensgroße Abbildung eines Polospielers vor das Haus? Kein normaler Mensch würde das tun, mein Vater allerdings schon. Dank ihm hießen wir überall nur „die Polos“, unser Haus war „das Polo-Haus“. Ich war mit dem sehnlichen Wunsch aufgewachsen, dieses Ding zu vernichten. Mit einem Vorschlaghammer, durch ein Feuer, mit einem Raketenwerfer, ganz egal. Nur leider traute ich mich nicht. Dann kam mir die Idee mit dem Gerücht. Menschen lieben schließlich Gerüchte. Es muss nur einer glauben.

Die Rede

Noch waren alle Stühle unbesetzt. Ich fummelte nervös am Mikrofon, obwohl dieses bereits perfekt auf meine Größe eingestellt war. Hinter mir hörte ich den Techniker seufzen. Ich machte seinen Job sicher nicht einfacher. Es war nicht meine erste Rede, aber die erste Rede, seit es passiert ist. Niemand hatte das wirklich kommen sehen.  Wir hatten es uns vorgestellt, aber nie damit gerechnet, dass es so bald passieren würde. Ich wischte mit dem Ärmel über das Rednerpult, obwohl darauf nicht ein Staubkorn zu sehen war. Das gehörte sich jetzt wohl so für eine Partei, die gerade in den Bundestag eingezogen ist.

Es regnet

Chris war so aufgeregt. Deutlich konnte er das vertraute Prasseln hören, das die morgendliche Stille des Hauses durchbrach. „Es regnet“ dachte er überglücklich „es regnet tatsächlich!“ Er wusste natürlich ganz genau, was dies bedeutete. Es bedeutete Freiheit und Abenteuer. Der Regen würde ihn an Orte führen, an denen er nie zuvor gewesen ist, mit Menschen und Dingen, die er noch nicht kannte.  Das war eine wunderbare Abwechslung zu der Enge und Langeweile des Schirmständers. Chris war der schönste Regenschirm im ganzen Haus, das wusste er. Er war immer die erste Wahl, wenn jemand aus der Familie im Regen hinaus musste.

Yoga

Ich kann das nicht. Man muss einfach wissen, was man kann und was man nicht kann. Ich kann es jedenfalls nicht. Ich kann einfach nicht durch die Hände einatmen, durch die Füße wieder ausatmen und dabei einen Katzenbuckel machen. Dazu fehlt mir ein Gen. Ich glaub, ich will das auch gar nicht. Ich will lieber hier, von meiner bequemen Liege aus, dabei zuschauen, beim Bauch- Beine- Po- Workout für Stewardessen. Dabei mache ich den schläfrigen Hund: Langgestreckt, den Kopf auf die verschränkten Pfoten gelegt, blinzle ich mit einem Auge hinüber und sabbere aus dem Maul. Das kann ich wirklich gut!

 

(Dank an Franco Bollo von quergefönt.de)

Welches Schwein darf’s sein?

Alle sieben Sparschweine sahen genau gleich aus, aber nur in einem befand sich Geld. Es war nicht erlaubt, sie anzufassen,  geschweige denn hochzuheben. Mit einem Hammer durfte man auf gut Glück nur eines zerschlagen. So war das Spiel. Alex drehte den Hammer in seiner Hand. Er hatte jedes einzelne Schwein jetzt sicher schon zwanzig Minuten angestarrt, in der Hoffnung, einen Hinweis zu entdecken, aber da war einfach nichts. Langsam machten ihn die ausdruckslosen Gesichter der Porzellantiere richtig aggressiv. Er hob den Hammer. Mit einer Mischung aus Hoffnung und Resignation zerschlug er das dritte Schwein in der Reihe. Es war leer.

Feurige Wette

„Helga, wo haben wir nochmal die Feuerlöscher?“

Er hatte diesen Satz heute schon sieben Mal gehört. Nur der Teil mit der Helga war neu. Davor war es Bernd gewesen, wenn er sich recht erinnerte. Oder doch Ben? Irgendwas mit B. In seinem Beruf als Feuerlöscherprüfer war es für ihn Alltag, Büros zu betreten, in denen niemand wusste, wo die Löschgeräte hingen. Er machte sich einen Spaß daraus, auf die erste Person, die von ihren Kollegen ausgewählt wurde, für die Feuerlöscher verantwortlich zu sein, zu wetten. Er tippte darauf, dass Helga es nicht wusste.

„Neben der Garderobe!“

Ein Punkt für Helga.

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