Schlagwort: Sport

Der Profi

Felix war ein verdammt guter Fußballspieler und Basketballcrack noch dazu. Er wusste genau, wie man einen Ball schießen oder werfen musste, um einen Volltreffer zu landen. Er besaß ein untrügliches Gespür für Richtungswechsel und Geschwindigkeit, konnte die Bewegungen seiner Gegenspieler perfekt voraussehen und wusste immer genau, wo seine Mitspieler stehen. In der Theorie. In der Praxis bekam er von Sportschuhen sofort schmerzhafte Blasen an den Zehen, hasste es wie die Pest zu schwitzen und verfiel in Panik, wenn ein Ball direkt auf ihn zuflog. Seine Lieblingsposition war die des Zeugwarts. Niemand konnte ihm da das Wasser reichen. Er reichte es.

Glück im Spiel

Ich war immer der Letzte, der die Kabine verließ und aufs Spielfeld kam. Immer. Meine Mannschaftskollegen dachten, dass ich abergläubisch wäre und länger zurückblieb, damit es uns Glück brachte. Das war natürlich Quatsch. Weder war ich abergläubisch, noch ging es um etwas so profanes wie Glück im Spiel. Keiner meiner Mannschaftskollegen ahnte, in welcher Gefahr sie waren. Ich hielt die Lampe vor ihnen versteckt. Sie lag in meiner Sporttasche, mit Handtüchern umwickelt . Sobald ich alleine in der Kabine war, packte ich sie aus und rieb sie. So wehrte ich den Fluch ab. Nie wieder würde ein Blitz ins Spielfeld einschlagen.

Philosophie eines Sportlehrers

Bevor ich Sportlehrer wurde, war ich ein sehr ehrlicher Mensch. Ich hielt mit meiner Meinung selten hinter dem Berg. Heute verfolge ich eine Philosophie der schmerzfreien Lüge, denn die Wahrheit tut zu sehr weh. Ich sage dem kleinen Carsten nicht, dass er dem Ball hinterher schnaubt wie eine asthmatische Dampflok und ich lasse Lina nicht anmerken, dass sie das Vorbild der Phrase „wie ein Mädchen werfen“ ist. Ich weiß, dass auf die Kinder, die ich unterrichte, noch viele Enttäuschungen warten, da müssen sie nicht wissen, dass sie die Koordination betrunkener Pinguine haben. Ich lache nur manchmal sehr lange. Oder weine.

Absturz

Wenn du 17 bist und dir die Erwachsenen ständig erzählen, wie weit du es noch bringst wirst und wie viele Sterne du dir selbst vom Himmel holen kannst, glaubst du es so sehr, dass es eine Selbstverständlichkeit für dich wird. Du kannst dir nicht mehr vorstellen, dass es nicht so kommt, dass du auf dem Weg nach oben falsch abbiegen könntest. Ich habe die deutlichen Warnzeichen ignoriert. Als es nicht mehr lief, war ich nicht entschlossen genug, das Ruder herumzureißen. Ich hatte verlernt, für mich selbst zu kämpfen. Jetzt sind die Stadien klein, die Anzeigetafeln analog und der Schiedsrichter hat Übergewicht.

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