Schlagwort: Auto

*Piep*

„Dieser verdammte *Piep*!“ Jürgen versetzte der Hupe einen festen Schlag, als könne er damit auch den Typen treffen, der ihn gerade halsbrecherisch überholt hatte. „Die fahren hier wie die gesengten *Piep*, diese *Piep*! Verdammte *Piep*!“ Es war niemand mit ihm im Wagen, der ihm hätte zustimmen können, aber auch keiner, der seine Schimpftirade unterbrach. „Ich habe es auch eilig, aber ich fahre deswegen nicht wie der letzte *Piep*!“ Jürgen versuchte wieder zur Ruhe zu kommen. Wenn ihm jetzt noch jemand dumm kam, konnte er für nichts mehr garantieren. Zumindest, das musste er zugeben, funktionierte die neue Zensur-Funktion seines Navis ausgezeichnet.

Das Automobil

Ich liebte dieses Automobil über alles. Keiner meiner Freunde oder Nachbarn besaß ein eigenes motorisiertes Fahrzeug und ich genoss ihre bewundernden Blicke auf mein kraftvolles Schätzchen jedes Mal. Nur Heidi, meine Verlobte, zeigte sich immer betont gleichgültig, wenn ich sie abholte, dabei wurde sie von all ihren Freundinnen aufs Schärfste beneidet. Deren Verehrer waren durchweg unmotorisiert. Mehr noch als Heidis Mangel an Bewunderung störten mich freilich ihre seltsamen Aussagen. Sie fand unsere langen Spazierfahrten langweilig und meinte erst kürzlich zu mir, dass in Zukunft alle Automobile ein Radio haben würden. Das war eine Schnapsidee. Frauen verstehen einfach nichts von Autos.

Das Häuschen im Grünen

Wenn er die Augen schloss, war er gleich dort. Er konnte das sanfte Rascheln der Blätter im Wind hören, spürte das satte Gras unter seinen Füßen und sah das Glitzern der Sonne auf dem kleinen See. An diesem Ort, seinem Häuschen im Grünen, war er glücklich. Es gab keine anderen Menschen, keine hupenden Fahrzeuge, keine stickige Luft aus der Autoheizung. Sein Häuschen im Grünen blieb das ganze Jahr über perfekt. Es wuchs kein Unkraut, es regnete niemals und es wurde nicht dunkel. Wenn er an diesem Ort war, wollte er nicht wieder weg. Doch er musste. Er öffnete die Augen.

Blaulichter

Als ich in die Straße einbog, tanzten sofort unzählige Blaulichter vor meinen Augen. Ich spürte, wie mich die Emotionen überwältigten. Ich war beunruhigt, ängstlich, nervös und absolut erleichtert. Endlich hatten sie seine Leiche gefunden! Seit geschlagenen drei Tagen wartete ich bereits darauf. Meinen ehemaligen Geschäftspartner hatte die letzten 72 Stunden offenbar niemand vermisst. Das wunderte mich nicht besonders. Der Saturn bekam mehr Besuch als dieser Mann. Im Vorbeifahren warf ich einen Blick auf die Polizeiautos. Mein Herz setzte für einen Moment aus, als ich realisierte, dass sie vor dem falschen Haus standen. Fassungslos drehte ich mich um. Dann krachte es markerschütternd.

Warten macht keine Freude

Um Punkt 17.00 Uhr wollten wir uns an seinem Wagen treffen. Ich war da, das Auto war da, nur von Jimmy fehlte weit und breit jede Spur.  Meine Frustration stieg so schnell wie die Temperaturen fielen. Vermutlich würde ich mir eine Blasenentzündung einfangen. Wo steckte Jimmy? Genervt holte ich mein Smartphone aus der Tasche, um Jimmy wieder einmal hinterher zu telefonieren. Ich war noch mit meiner Tastensperre befasst, als sich mir ein alter Mann oder „älterer Herr“, wie ich in der Öffentlichkeit sagen würde, näherte. Er war ein bisschen außer Atem: „Schreiben Sie auch eine Straße weiter auf?“ Ich war bedient.

Tempo 120

Seine Frau hasste es, wenn er so schnell fuhr. Er hatte ihr versprochen, rücksichtsvoller und vorsichtiger zu sein, auch dann, wenn sie nicht neben ihm saß. Nicht, dass ihm dieses Versprechen nichts bedeutete, aber gerade jetzt konnte er keine Rücksicht darauf nehmen. Er durfte nicht zu spät kommen. Das war keine Option. Viel zu selten bot sich ihm eine solche Gelegenheit. Endlich näherte er sich der Stelle. Pure Erleichterung durchströmte ihn, als er sah, dass der Anhalter noch dort stand. Der Anhalter, von dem er zwei Kollegen hatte sprechen hören. Den sicher niemand mitnehmen würde. Niemand, der kein Verrückter war.

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