Schlagwort: Gefühl

Die Minuten danach

Sie fühlten sich leer, als hätte jemand alle Gedanken und alle Gefühle aus ihnen herausgesaugt. Nein, nicht gesaugt, gerissen.  Langsam setzte der Schmerz ein. Sie sahen einander in die Augen, suchten in den Blicken der anderen nach Antworten, nach Trost oder einfach nach einem Funken Hoffnung. Doch da war keiner. Sie hatten zusammen geschwitzt, geschrien, gelacht und gelitten. Jetzt gab es nichts mehr zu sagen. Das Schweigen hing schwer in der Luft. Ja, das Spiel war verloren. Einer von ihnen raffte kurz die Schultern, schob sich an den anderen vorbei und schaltete den Fernseher aus. Vorbei. Was läuft sonst noch?

Der Graf und sein Kreuz

Sie wollten, dass er Reue spürte, aber er empfand nur Wut. Jeden Tag musste er auf dieses Kreuz blicken und seinen unbändigen Drang unterdrücken, es einfach aus dem Boden zu reißen. Dass sie ihn, den Grafen, dazu gezwungen hatten, es aufzustellen, war ein Skandal. Er überlegte oft, wie er sich rächen konnte, ohne das ganze Volk gegen sich aufzubringen. Dieses dumme, egoistische Volk, für das er so viel tut! Hat er nicht die Steuern gesenkt? Da ist ihm einmal ein Pfeil verrutscht und hat jemanden getroffen. Das Kreuz konnte daran auch nichts mehr ändern. Es passte nicht zu den Rosen.

Goodbye

Er winkt nicht und ich winke nicht. Ich stehe nur stumm am Fenster und blicke ihm hinterher. Regungslos, fassungslos. Wir hatten unsere Differenzen und er ist mir sehr oft im Weg gewesen, aber ich hatte mich an ihn gewöhnt. Er war ein vertrauter Anblick, eine Konstante, die sich nie veränderte. Nun verschwindet er. Einfach so. Ich würde ihn nun nicht mehr jeden Tag sehen, an ihm vorbeigehen, ihn bemerken und doch nicht bemerken. Ein komisches Gefühl. Ich höre letzte metallische Töne, dann ist es endgültig vorbei. Der Kran, der so lange vor meinem Fenster gestanden hatte, ist nicht mehr da.

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