Es fehlte. Nummer 1 war da, Nummer 2 sowieso, in Nummer 3 hatte sie sich schon verguckt und Nummer 4 tat ihr förmlich in den Augen weh, doch Nummer 5 konnte sie nicht entdecken. „Was ist los?“ Ihr Chef tauchte hinter ihr auf wie der Teufel, von dem niemand gerne spricht. Er hatte seine Lieblingswaffe, sein Klemmbrett, dabei. „Das Bild Nr. 5“ fehlt erklärte sie, um eine feste Stimme bemüht. Ihr Chef studierte das Papier auf seinem Klemmbrett. „Fruchtbarkeit!“ erklärte er. Das musste der Name des fehlenden Kunstwerkes sein, doch aus seinem Mund klang das Wort absurd, wie eine Art von Ausschlag. Sie musste Fruchtbarkeit finden.
Schlagwort: Chef
Zwischen Januar und November habe ich den besten Job der Welt. Es kommen kaum Anfragen rein, die Werkstatt liegt ruhig da, alle sind entspannt. Der Chef lässt sich so gut wie nie blicken. Im Dezember aber bricht ein Hurrikan über uns herein. Jedes Jahr wieder. Die Briefe kommen säckeweise, jede Maschine in der Werkstatt brummt, knurrt und quietscht. Der Duft von Zimt mischt sich mit dem Geruch von Öl, Klebstoff und Schweiß. Ich kann schon seit Jahrzehnten keine Plätzchen mehr essen, ohne das Zahnräder vor meinem geistigen Auge auftauchen. So ist das, wenn man in der einzigen offiziellen Weihnachtswerkstatt arbeitet.