„Noch ein Stückchen näher zusammen!“ Der Fotograf versuchte sich seine wachsende Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Die neunzehn Männer des Segelvereins waren nicht unbedingt der Traum eines jeden Fotografen. Sie waren unterschiedlich groß und reichten von sehr fotogen bis zum genauen Gegenteil. Einer war im Anzug gekommen, alle anderen in Sportkleidung. Er platzierte den Anzugträger in die Mitte. Etwas an dessen Entscheidung, sich herauszuputzen, stimmte den Fotografen nachdenklich. Zu kümmern schien den Mann sein Abweichen nicht. Der Fotograf drückte den Auslöser. Zwei Wochen später erschien das Bild in der Vereinszeitung. Da hatte die Gestapo den Mann im Anzug schon fortgebracht.
Schlagwort: Bilder
Wie an jedem Tag um diese Zeit saß Kerstin an dem kleinen Springbrunnen und zeichnete. Während sie den Bleistift über das Papier bewegte, entstanden in ihrem Kopf unzählige Bilder. Bilder von Fallschirmen am Himmel, die ein buntes Mosaik bildeten, von Blüten, die im Wind tanzten, von Wellen, die Treibholz mit sich trugen. Sie zeichnete immer schneller, der Bleistift kratzte laut auf dem Papier. Einige Passanten wollten einen Blick auf ihr Kunstwerk erhaschen, aber sie wusste das zu verhindern. Niemand sollte wissen, dass die Bilder in ihrem Kopf nur in ihrem Kopf blieben. Sie zeichnete nie etwas anderes als weinende Gesichter.