Das erste, was sie Hauptkommissar Daniel Rose auf der Polizeischule beigebracht hatten, war, einem Vampire niemals in die Augen zu sehen. Die Hypnose der Kreaturen, Entschuldigung, der Menschen mit nicht-menschlichem Hintergrund, war so stark, dass sie unbescholtene Bürger die krankesten Dinge tun ließ. Daniel blieb stets auf der Hut. Seinen Verstand würde kein Wesen dieser Erde jemals vergiften. Er blickte auf den Körper hinab. Sie hieß Verena oder vielleicht Vanessa. Ihr Blick starrte ins Leere. „Bleibt aus meinem Kopf raus!“ murmelte er in die Stille und versetzte der Leiche einen Tritt, damit sie ins Wasser rollte. Menschen kamen nie zurück.
Schlagwort: Wörtliche Rede (Seite 1 von 2)
„Dieser verdammte *Piep*!“ Jürgen versetzte der Hupe einen festen Schlag, als könne er damit auch den Typen treffen, der ihn gerade halsbrecherisch überholt hatte. „Die fahren hier wie die gesengten *Piep*, diese *Piep*! Verdammte *Piep*!“ Es war niemand mit ihm im Wagen, der ihm hätte zustimmen können, aber auch keiner, der seine Schimpftirade unterbrach. „Ich habe es auch eilig, aber ich fahre deswegen nicht wie der letzte *Piep*!“ Jürgen versuchte wieder zur Ruhe zu kommen. Wenn ihm jetzt noch jemand dumm kam, konnte er für nichts mehr garantieren. Zumindest, das musste er zugeben, funktionierte die neue Zensur-Funktion seines Navis ausgezeichnet.
„Hierher, guck doch, hierher!“ Die Gummibärchen schrien mit ihren quietschigen Stimmen aus vollem Hals. Ich versuchte sie zu ignorieren. Leider waren jetzt alle wach. Die Gummi-Schlümpfe sangen das penetrante Lied ihrer Zeichentrick-Pendants, die Tierkekse brüllten, fauchten und zischten, doch die meisten Geräusche waren gar nicht im Einzelnen auszumachen. Sie waren einfach nur laut. Ich wollte mich beherrschen, ich musste mich beherrschen. Zum Glück war kein Weihnachten, die Schoko-Weihnachtsmänner waren verdammt gute Redner. Ich dachte an andere leckere Dinge. An Obst. Oh ja, Obst war gut. Warum nur sprach das Obst nicht zu mir? Es war so still, so verdammt still.
Es war nicht sehr wahrscheinlich und das Ziel lag bereits in Sichtweite, aber so ganz wollte ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass doch noch ein Komet den Schulbus trifft. Das käme mir wirklich äußerst gelegen. Ich hatte mal wieder vergessen, für den Vokabeltest zu lernen – und mit vergessen meine ich, dass ich lieber ferngesehen habe. Jetzt war ich auf dem direkten Weg, einen weiteren Nagel in den Sarg zu schlagen, der mein Halbjahreszeugnis war. „Shit“ nannte man das, bis dahin reichte mein Englisch. Meine Klassenlehrerin, die mich auf den Tod nicht ausstehen konnte, wird sich freuen. Wenigstens eine ist glücklich.
Der Umzug in die neuen Wohnung sollte für Manuel ein Startschuss sein. Jetzt lebte er einen Alptraum. Ständig erhielt er diese seltsamen Anrufe. Diesmal war es eine junge, weibliche Stimme, die nervös klang. „Herr Bergmann? “ fragte sie. „Ja, Bergmann hier“ erwiderte er wenig freundlich. Er ahnte bereits Böses. „Ich wollte nachfragen, wann wir mit dem Buch rechnen können?“ erklang wieder ihre zögerliche Stimme. „Welches Buch?“ fragte er genervt. „Das Buch über die …“ Sie zögerte „Sachen im Rathaus. Die Sexsachen.“ Manuel legte auf. Es vergingen noch Wochen, bis er erfuhr, dass der Vormieter ebenfalls Bergmann hieß – und Autor für Pornofilme war.
Um Punkt 17.00 Uhr wollten wir uns an seinem Wagen treffen. Ich war da, das Auto war da, nur von Jimmy fehlte weit und breit jede Spur. Meine Frustration stieg so schnell wie die Temperaturen fielen. Vermutlich würde ich mir eine Blasenentzündung einfangen. Wo steckte Jimmy? Genervt holte ich mein Smartphone aus der Tasche, um Jimmy wieder einmal hinterher zu telefonieren. Ich war noch mit meiner Tastensperre befasst, als sich mir ein alter Mann oder „älterer Herr“, wie ich in der Öffentlichkeit sagen würde, näherte. Er war ein bisschen außer Atem: „Schreiben Sie auch eine Straße weiter auf?“ Ich war bedient.
Er machte das nächste Bild von mir. „Mit dem Boot im Hintergrund“ wie er betonte. Innerlich stieß ich einen Seufzer aus. Wir hatten 1932, da war ein Foto von einem Boot nun wirklich keine Besonderheit mehr. Mein Mann war einfach besessen von seiner Kamera. Ich meinerseits konnte es kaum erwarten, sie auf seinem Schädel zu zertrümmern. Nein, mahnte ich mich selbst, das sollte ich besser nicht tun. So viel mehr gab es ja nicht zu erben. Oh ja, und wie ich bald erben würde! Diese Reise war die perfekte Gelegenheit. Mein Plan stand seit Monaten. „Noch ein Erinnerungsfoto?“ fragte er mich.
In seinem Reich herrschte Frieden und Wohlstand. Den Menschen ging es gut, sie mussten keine Kriege, keine Hungersnot und keine Vertreibung befürchten. Der König könnte glücklich sein, wäre ihm nicht geradezu schmerzhaft langweilig. Er ließ seinen Schreiber zu sich kommen, einen Mann von vollkommener Humorlosigkeit, der über alle Vorgänge im Palast im Bilde war. „Was gibt es zu berichten?“ fragte der König ihn leicht hoffnungsvoll. Der Schreiber blickte in das Buch, das er immer mit sich führte, ehe er antwortete: „Es sind zwei Gläser zu Bruch gegangen, euer Majestät. Ich habe alles notiert.“ Der König wünschte, er könnte jemanden köpfen.
„Ist das ein Traum“ fragte ich, während mein Blick über die Ödnis streifte. „Nein“ erwiderte der Astronaut blechernd durch seinen Helm „du bist der erste Mensch, der ohne Raumanzug auf dem Mond spazieren kann. Barfuß!“ Peinlich berührt sah ich auf meine Füße. Ich trug tatsächlich keine Schuhe. Ich seufzte. Warum mussten alle Menschen, von denen ich träumte, solche Widerlinge sein? Moment, war er überhaupt … „Bist du ein Mensch?“ fragte ich ihn. Er grinste, obwohl ich sein Gesicht gar nicht sehen konnte. „Es gibt keine Schildkröten auf dem Mond!“ erwiderte er. Irgendwas sagte mir, dass dies eine lange Nacht werden würde.
„Es tut mir Leid, Vater, aber ich möchte nicht mein ganzes Leben damit verbringen, Heu auszufahren. Ich möchte etwas von der Welt sehen!“ Meine Worte klangen in meinen Ohren nach. Was bin ich doch für ein Schaf gewesen! Jetzt saß ich in dieser Nussschale von einem Schiff, das von den Wellen wild hin und her geschleudert wurde. Ich vermisste die Bäume, die Blumen, den Gesang der Vögel, aber ganz besonders vermisste ich den festen Boden. Eine weitere Welle traf das Schiff und warf mich gegen die Wand. Als ich mich aufrappelte, wartete schon die nächste Welle. Eine Welle der Übelkeit.
„Oh, du bist ein Pirat!“ Onkel Frank lachte schallend, obwohl Piraten eigentlich nicht zum Lachen waren. Ich schob meine Augenklappe nach oben, um ihn besser sehen zu können, aber Onkel Frank zog sie gleich wieder runter. „Ohne Augenklappe bist du doch kein richtiger Pirat!“ rief er laut. Es gefiel mir nicht, wie er roch. „Weißt du, was du noch brauchst, um ein richtiger Pirat zu sein?“ fragte er, während er sich zu mir hinunter beugte: „eine Flasche Rum!“ Er lachte wieder: „ein Pirat trinkt Rum!“ Ich wusste nicht, was Rum war, aber ich hoffte, dass es nicht wie Tee schmeckte.
Er sprach noch immer aufgeregt in sein Telefon. Gelegentlich sah er mit verächtlichem Blick zu mir herüber, um mich dann wieder zu ignorieren. Ich biss in meinen Apfel und bemühte mich, besonders laut zu sein, was die erhoffte Wirkung zeigte. Er sah mich wieder voller Abscheu an. Schließlich beendete er sein Telefonat und kam mit langsamen Schritten auf mich zu. Er holte ein paar Mal Luft, ehe er sprach: „Also gut, ja, das ist das Ende des Regenbogens, ich bin ein Kobold und so weiter.“ Zufrieden warf ich meinen angebissenen Apfel ins Gebüsch: „Ich hätte mein Gold gerne in Dollar!“
„Was für eine erbärmliche Art, einen Krieg zu führen!“ Der Kriegsgott schnaubte angewidert „sich zu verstecken und den Gegner zu täuschen hat keine Ehre!“ Wie üblich schüttelte Athene den Kopf über ihren Bruder: „Wenn es nach dir ginge, Ares, würden die Menschen aufeinander einschlagen, bis keiner mehr steht. So gewinnt man Schlachten, aber keinen Krieg. Diese neue Idee ist brillant!“ Die Göttin der Weisheit lächelte traurig als sie anfügte: „Nur Schade, dass von der Stadt nicht mehr bleiben wird als ein Aschehaufen.“ Ihre Worte ließen Apollon aufhorchen. „Eine Verschwendung!“ seufzte der Gott der Künste „aber das Holzpferd ist ganz hübsch.“
Die letzten beiden Spiele hatte Edgar verloren. Wütend schüttelte er die Würfel in seiner Hand, während Maurice sein übliches, dummes Lächeln auf dem Gesicht hatte. „Wirfst du auch noch?“ fragte Maurice und grinste sogar noch ein bisschen dümmer, falls das überhaupt möglich war. Edgar wollte nicht wieder verlieren. Wenn es nur um Geld ginge, wäre er nicht so empfindlich, aber es ging um die Aufgabe. Wie jeden Abend saßen sie in dem dunklen Turm, durch den der Wind laut pfiff, und hielten Wache. Keine schöne, aber lohnende Arbeit. Wäre da nicht die Aufgabe. Diesmal musste er einfach gewinnen. Er warf.
„Als ich jung war, gingen dauernd diese Kettenbriefe herum“ erzählte der Mann mit tiefer Stimme „ich hab das ja auch nie ernst genommen, bis …“ Der Barkeeper verdrehte innerlich die Augen, ließ sich aber nichts anmerken. In seinem Beruf hörte er viele Stories. „… ich einmal einen Kettenbrief zerrissen habe“ fuhr der Mann fort. „Am nächsten Tag stürzte ich vom Fahrrad und brach mir das Bein.“ Der Barkeeper schwieg. Sein Gast sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an: „Du denkst, ich spinne?“ Bevor der Barkeeper antworten konnte, reichte ihm der Mann einen zerknitterten Briefumschlag rüber: „Na los, zerreiß ihn!“ Dem Barkeeper wurde schlecht.
„Es macht einfach keinen Spaß mehr!“ Der Märchenprinz schüttelte betrübt den Kopf. „Früher waren die Frauen so dankbar, heute wollen sie sich alle selbst retten und wehe, du versuchst sie mit einem Kuss zu erlösen!“ Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Rapunzel verlangt jetzt, dass ich eine Leiter mitbringe, Schneewittchen weigert sich, vergiftete Äpfel zu essen, die nicht aus biologischem Anbau sind, und Dornröschen kann nicht mehr ohne iPod schlafen.“ Erschöpft fuhr sich der Märchenprinz mit der Hand durchs Haar. „Man muss jetzt immer an so vieles denken, das schaffe ich gar nicht mehr. Vielleicht sollte ich Bösewicht werden.“