Felix war ein verdammt guter Fußballspieler und Basketballcrack noch dazu. Er wusste genau, wie man einen Ball schießen oder werfen musste, um einen Volltreffer zu landen. Er besaß ein untrügliches Gespür für Richtungswechsel und Geschwindigkeit, konnte die Bewegungen seiner Gegenspieler perfekt voraussehen und wusste immer genau, wo seine Mitspieler stehen. In der Theorie. In der Praxis bekam er von Sportschuhen sofort schmerzhafte Blasen an den Zehen, hasste es wie die Pest zu schwitzen und verfiel in Panik, wenn ein Ball direkt auf ihn zuflog. Seine Lieblingsposition war die des Zeugwarts. Niemand konnte ihm da das Wasser reichen. Er reichte es.
Schlagwort: Ball
Bevor ich Sportlehrer wurde, war ich ein sehr ehrlicher Mensch. Ich hielt mit meiner Meinung selten hinter dem Berg. Heute verfolge ich eine Philosophie der schmerzfreien Lüge, denn die Wahrheit tut zu sehr weh. Ich sage dem kleinen Carsten nicht, dass er dem Ball hinterher schnaubt wie eine asthmatische Dampflok und ich lasse Lina nicht anmerken, dass sie das Vorbild der Phrase „wie ein Mädchen werfen“ ist. Ich weiß, dass auf die Kinder, die ich unterrichte, noch viele Enttäuschungen warten, da müssen sie nicht wissen, dass sie die Koordination betrunkener Pinguine haben. Ich lache nur manchmal sehr lange. Oder weine.
Warten zählt nicht zu meinen Stärken. Daran muss ich arbeiten, wenn ich es ernst mit der Fotografie meine. Schließlich kann bis zum „richtigen Moment“ schon mal eine Weile vergehen. So wie jetzt. Ich liege auf der Lauer, die Kamera perfekt ausgerichtet auf den jungen Mann mit den Kopfhörern. Er ist der Welt förmlich entrückt. Die drei Jungs, die sich wild einen Ball zu schießen, entgehen völlig seiner Aufmerksamkeit – und er ihrer. Es kann nur eine Frage der Zeit sein, bis die Burschen den Kopfhörerträger mit ihrem Ball abschießen. Das ist der Moment, auf den ich lauere. Nur für die Kunst.