Das erste, was sie Hauptkommissar Daniel Rose auf der Polizeischule beigebracht hatten, war, einem Vampire niemals in die Augen zu sehen. Die Hypnose der Kreaturen, Entschuldigung, der Menschen mit nicht-menschlichem Hintergrund, war so stark, dass sie unbescholtene Bürger die krankesten Dinge tun ließ. Daniel blieb stets auf der Hut. Seinen Verstand würde kein Wesen dieser Erde jemals vergiften. Er blickte auf den Körper hinab. Sie hieß Verena oder vielleicht Vanessa. Ihr Blick starrte ins Leere. „Bleibt aus meinem Kopf raus!“ murmelte er in die Stille und versetzte der Leiche einen Tritt, damit sie ins Wasser rollte. Menschen kamen nie zurück.
Schlagwort: Augen
Es fehlte. Nummer 1 war da, Nummer 2 sowieso, in Nummer 3 hatte sie sich schon verguckt und Nummer 4 tat ihr förmlich in den Augen weh, doch Nummer 5 konnte sie nicht entdecken. „Was ist los?“ Ihr Chef tauchte hinter ihr auf wie der Teufel, von dem niemand gerne spricht. Er hatte seine Lieblingswaffe, sein Klemmbrett, dabei. „Das Bild Nr. 5“ fehlt erklärte sie, um eine feste Stimme bemüht. Ihr Chef studierte das Papier auf seinem Klemmbrett. „Fruchtbarkeit!“ erklärte er. Das musste der Name des fehlenden Kunstwerkes sein, doch aus seinem Mund klang das Wort absurd, wie eine Art von Ausschlag. Sie musste Fruchtbarkeit finden.
Wenn er die Augen schloss, war er gleich dort. Er konnte das sanfte Rascheln der Blätter im Wind hören, spürte das satte Gras unter seinen Füßen und sah das Glitzern der Sonne auf dem kleinen See. An diesem Ort, seinem Häuschen im Grünen, war er glücklich. Es gab keine anderen Menschen, keine hupenden Fahrzeuge, keine stickige Luft aus der Autoheizung. Sein Häuschen im Grünen blieb das ganze Jahr über perfekt. Es wuchs kein Unkraut, es regnete niemals und es wurde nicht dunkel. Wenn er an diesem Ort war, wollte er nicht wieder weg. Doch er musste. Er öffnete die Augen.