Ich bin ein Schaf. Dessen war ich mir ziemlich sicher, auch wenn ich noch nie in einen Spiegel gesehen habe. Als Schaf sollte ich nicht arbeiten müssen, denn ich werde nicht bezahlt. Man sollte keine Leistungen von mir erwarten, schließlich ist meine Dummheit sogar sprichwörtlich. Trotzdem habe ich einen Job und bin verdammt gut darin. Ich mähe Rasen. Dazu brauche ich keinen Motor, kein Treibstoff und niemanden, der mich ein- und ausschaltet. Ich mähe den ganzen Tag. Dafür erwarte ich keine Dankbarkeit, denn ich tue es gerne. Meine Kollegen sehen dies ähnlich, denke ich. Wir sprechen selten miteinander.
Schlagwort: Arbeitstag
Unter den Arbeitern kursierte ein Sprichwort: „Wenn du weißt, dass aus einem Wurmloch keine Insekten kommen, bist du qualifiziert.“ Wenn er sich jedoch einige seiner Mitreisenden ansah, bezweifelte er, dass sie selbst dieses Kriterium erfüllten. Jeden Morgen wurde er zusammen mit einem Haufen anderer Männer und Frauen in eine enge Raumfähre gesperrt und auf den Mond geschossen, um dort in den Minen zu arbeiten. Die Menschheit war weit gekommen, aber nicht so weit, jedem Menschen faire und würdevolle Arbeitsbedingungen zu bieten. Alle hassten den Mond. Er war kalt, öde und unfreundlich. Doch er brauchte das Geld. Sie alle brauchten es.
Vermutlich hatte er so eben einen neuen Rekord aufgestellt. Dies war bereits sein fünfter Tag im Praktikum und er hatte noch gar nichts gemacht. Kein einziges Blatt kopiert, keinen Kaffee gekocht, keinen Papierkorb geleert. Er war der nutzloseste Praktikant aller Zeiten und das machte ihn verdammt stolz. Den ganzen Tag versteckte er sich in irgendeinem Raum, der gerade frei war, und blieb völlig unsichtbar. Aus den Augen, aus dem Sinn. Er war ein Geist, da und doch nicht da, auf keinem Radar zu erkennen, ohne feste Materie. Er fand das durchaus sehr beachtlich, immerhin war es die Firma seines Vaters.
So hatte er sich seinen ersten Tag im neuen Job wirklich nicht vorgestellt. Es war noch nicht einmal Feierabend und er hatte schon ungefähr 20 Mal duschen müssen. Das war aber noch harmlos gegen die vielen Nadeln, die in ihn gesteckt wurden, und die unzähligen Fragen, die er beantworten musste. Ihm tat gar nichts weh. Er hatte sich nur ein bisschen geschnitten und ein Pflaster auf die Wunde geklebt. Leider ist das, woran er sich geschnitten hatte, doch nicht nur „irgendein Ding“ gewesen und nun würde er seine Stelle vermutlich wieder verlieren. Erst einmal musste er allerdings aus dieser Quarantäne raus.
Ich hielt sie in meinen Händen wie einen kostbaren Schatz. Natürlich kostete sie nur 7,99 Euro und sollte zudem noch heruntergesetzt werden, aber es war mein erster Tag als Aushilfskraft im Geschenkeladen und ich wollte wirklich nicht damit beginnen, eine selten hässliche Glasrose zu zerbrechen. Die meisten Produkte in den Regalen waren, freundlich ausgedrückt, unnötiger Kram, den man verschenkte, weil einem nichts besseres einfiel oder das Bessere zu teuer war. Mir konnte das egal sein, ich brauchte den Job. Daher würde ich jede Ware mit sprichwörtlichen Samthandschuhen anfassen. Zumindest, bis ich wusste, wo hier eigentlich der Handfeger und das Kehrblech sind.