2. August 1932. Dienstag. Ich warte darauf, dass etwas passiert. Heute ist mein erster Tag als Nachrichtenreporter des „Schwaaber Blattes“, der größten Zeitung im Umkreis von 100 Kilometern. Es juckt mir in den Fingern. Die Sonne scheint, es weht kein Lüftchen. Ich spaziere schon seit zwei Stunden am Ufer entlang, in der Hoffnung, auf etwas zu stoßen. Vielleicht mal wieder eine Wasserleiche, die hatten wir lange nicht mehr. Badeunfälle ereignen sich sowieso kaum noch, das war vor einigen Jahren völlig anders. Bin ich etwa zu spät dran? Werden die 1930er Jahre das langweiligste Jahrzehnt seit langem? Ich hätte vermutlich doch Polizist werden sollen.
Schlagwort: 1930er Jahre
Ihr ganzes Leben lang ist sie perfekt gewesen. Erst die perfekte Tochter, die ihren Eltern gehorchte, dann die perfekte Hausfrau, die ihrem Mann jeden Wunsch von den Lippen ablas. Diese Person gab es jetzt nicht mehr. Der Sommer 1934 war ihr Sommer der Unabhängigkeit. Sie tat nur noch, was sie wollte, wann sie es wollte. So lange sie es noch konnte. Bald würde alles in sich zusammenstürzen. Sie besaß kein eigenes Einkommen, sie wusste nicht, wohin sich ihr Mann mit seiner blutjungen Geliebten abgesetzt hatte und jeder würde ihr die Schuld geben. Die Zeit bis dahin wollte sie einfach nur genießen.
Er machte das nächste Bild von mir. „Mit dem Boot im Hintergrund“ wie er betonte. Innerlich stieß ich einen Seufzer aus. Wir hatten 1932, da war ein Foto von einem Boot nun wirklich keine Besonderheit mehr. Mein Mann war einfach besessen von seiner Kamera. Ich meinerseits konnte es kaum erwarten, sie auf seinem Schädel zu zertrümmern. Nein, mahnte ich mich selbst, das sollte ich besser nicht tun. So viel mehr gab es ja nicht zu erben. Oh ja, und wie ich bald erben würde! Diese Reise war die perfekte Gelegenheit. Mein Plan stand seit Monaten. „Noch ein Erinnerungsfoto?“ fragte er mich.